ProjektSchaufenster der Wissenschaft

Biomedizinische Forschung BMF, Universität zu Lübeck

Projekttafel

Ein Teil der internationalen Forschung an Coronaviren passiert in Lübeck – und zwar im kürzlich fertiggestellten Neubau Biomedizinische Forschung (BMF). Statt im stillen Kämmerlein arbeiten die Forscher aber hinter einem großen Schaufenster, das Einsicht in ihre Aktivitäten gibt. Der Wunsch der Nutzer nach Transparenz ermöglicht einen steten Perspektivwechsel – Grundvoraussetzung für den Erfolg in der Forschung. Den international renommierten Wissenschaftler Rolf Hilgenfeld hat der Neubau sogar inspiriert, weiter in Lübeck zu forschen.

Im BMF vernetzen sich acht Institute und fünf Technologie-Plattformen aus der Entzündungsforschung. Der Neubau bildet – auch architektonisch – eine nahtlose Fortsetzung des CBBM (Center of Brain, Behavior and Metabolism) und gewährleistet so den Austausch mit einer eng verwandten Disziplin. Die gewünschte Transparenz und Offenheit wurde mit der maximal verglasten Fassade und der gebäudehoch geöffneten Erdgeschosszone erfüllt.

Alle Texte aus DBZ 6/2021 (gekürzt und angepasst)
» Wir nehmen uns die Zeit, das Umfeld und die Arbeitsweise der Nutzer zu verstehen, bevor mit der eigentlichen Entwurfsplanung begonnen wird. «
Markus Hammes, Architekt

Dass eine neue Wissenschaftskultur auch baulich neue Räume erfordert, war lange nicht im Fokus der Architekturdebatte. Statt der üblichen, rein funktionalen Struktur aus hoch installierten Laboren und niedrig installierten Büroflächen in hoher Flächenausnutzung schafft das BMF eine Umgebung, die Ideen im Kopf und zwischen den Disziplinen fließen lässt. Die engen Grenzen aus räumlichen Vorgaben vonseiten der Bauherrin werden mit dem interdisziplinären Forschungsansatz der Nutzer in eine räumliche Übersetzung gebracht. Hoch installierte Bereiche sind wirtschaftlich übereinander gestapelt und werden durch weitere Arbeitsbereiche zu modularen Laborclustern ergänzt. Über die Atrien hinweg sind die Forschenden visuell miteinander verbunden, die Atrien selbst bilden zusammen mit den Erschließungsflächen großzügige Kommunikationszonen für einen informellen Austausch.

  • » Mit den Bändern schnüren wir die interdisziplinären Forschergruppen sinnbildlich zusammen. «

    Markus Hammes

    Die Fassade des BMF setzt die bestehende Optik des CBBM fort. Jeweils zwei verglaste Bänder mit Öffnungsflügeln wechseln mit einem opak gefüllten Band ab, das die notwendige Haustechnik gestalterisch integriert.

  • Auf der Nordfassade wird die Bänderung zugunsten der Idee des überdimensionalen Schaufensters unterbrochen. Statt der Büroflächen liegen nun die sonst nach innen orientierten Laborcluster an der Außenfassade und öffnen sich dem Tageslicht sowie natürlicher Be- und Entlüftung. So erlauben sie einen direkten Einblick in die Forschungslandschaft vom Vorplatz aus.

  • Das Material Glas steht für Transparenz, Ausblick, Verortung, Tageslichtnutzung und für das Wohlbefinden der Forscher. Ein großer Unterschied zu der üblichen Introvertiertheit, die durch abgeschirmte Labore mit Zugangskontrolle und hohen Anforderungen an die Sicherheit den Arbeitsalltag prägt. Hier werden Einblicke in sonst verschlossene Welten ermöglicht und im Idealfall zukünftige Wissenschaftler zu ihrer Berufswahl inspiriert.

  • Die große offene Treppenskulptur gibt Orientierung und verknüpft die offenen Kommunikationszonen, die man sich je nach Bedarf und unabhängig von den Forschungsgruppen aneignen kann. Was im Raumprogramm als reine Verkehrsfläche ausgewiesen ist, erweist sich im Alltag als multifunktional nutzbare Raumreserve. Diese Offenheit im System war für die Forscher zunächst Neuland. Doch die Vorteile zeigten sich in der Community schnell durch neu entstehende Sonderforschungsbereiche.

  • » Blickbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Nutzungsbereichen machen die Vielfalt der Forschung und die wissenschaftliche Laborarbeit auch im Zentrum des Gebäudes erlebbar. «

    Markus Hammes
Standort

Biomedizinische Forschung BMF, Universität zu Lübeck

Bildung und ErziehungForschung und Wissenschaft
  • Marie-Curie-Straße
  • 23562 Lübeck

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