ProjektAlles unter einem Hut

Kindertagesstätte Emma-Schwab-Haus, Stuttgart

Projekttafel

Inmitten einer durchgrünten Wohnbaustruktur der 1960er Jahre in Stuttgart-Freiberg, in einem großen, mit alten Kastanien bestandenen Spielgarten, liegt die Kindertageseinrichtung Emma-Schwab-Haus. Der Neubau ersetzt zwei ältere Pavillons, entstanden damals mit Hilfe von Spenden der Stuttgarter Bürgerin Emma Schwab. In der unmittelbaren Nachbarschaft bestimmen 30 und 90 Meter hohe Wohnhochhäuser den Raum.

Acht Gruppen mit insgesamt bis zu 200 Kindern, zwischen drei Monate und 14 Jahre alt, kommen hier zusammen. Die Pädagogik und die Aufteilung der Räume folgen dem Prinzip „Einstein in der KITA“. Dieser Paradigmenwechsel in der Vorschulpädagogik, der das Kind in seiner Neugierde erkennen möchte und fördern will, schien uns wie ein Aufbruch. Also haben wir uns gefragt, wie das Gebäude diesen ureigensten kindlichen Drang Wissen zu generieren und sich Orientierung zu verschaffen unterstützen kann. Wir suchten nach einfachen bildhaften Signalen in den Bauelementen, um die im Kind angelegten „Forscherfragen“ auszulösen.

» Seine Gestalt nährt sich aus dem Bild eines Hutes, einer etwas zu großen Kappe – „oversized“ und lässig in den Nacken geschoben. «
Nils Krause

Unter dieser „coolen“, farbigen Kappe, im Norden bis auf den Boden gezogen, liegen geschützt und aus Holz fein konstruiert, zum Garten und nach Süden weit geöffnet, die Räume der Kinder. So ist diese „Kappe“ Regenschutz, Sonnenschutz und „fünfte“ Fassade, in allen Wetterlagen schafft sie zusätzliche geschützte Spielfläche, zwischen innen und außen.

  • Es entstanden innerhalb des funktionalen Gefüges Orientierung gebende Orte, an denen speziellen Aufgaben Raum gegeben wird. Zum Beispiel gibt es farbige Garderoben, eine Kinderküche, zwei Riesendachluken zur Himmelsbeobachtung…

  • …einen Trinkbrunnen, eine „Orgeltreppe“ oder „Kaufladenfenster“.

  • In den zwei Geschossen kommen längs des breiten Spielflures zwei unterschiedliche Raumgruppen zu liegen. Nach Süden öffnen sich die hohen Aufenthaltsräume sowie der Mehrzweckraum in den Garten. Gegenüber, nach Norden, ordnen sich die Schlaf-, Werk-, Personal-, Küchen- und Nebenräume, belichtet durch Dachfenster, unter die Kappe. Durch Rücksprünge, Nischen und vielfältige Sitzmöglichkeiten gegliedert, bietet der Flur  Raum für vielerlei Aktivitäten.

  • Die Kleinkinder und die jüngeren Kindergartenkinder bewegen sich in den ebenerdigen Räumen mit unmittelbaren Zugängen über Terrassen zu den Spielzonen im Garten. Die älteren Kinder und die Schulkinder, die den Hort besuchen, haben ihre Räume im Obergeschoss. Jeder Raum hat eine Tür auf den breiten und weit überdachten Balkon, der über eine Brücke und eine Treppe mit dem Garten verbunden ist.

     

  • Eine haushohe Dachgaube überdeckt den Haupteingang. Große Glasflächen verbinden offen den Wohnweg des Quartiers mit dem Garten. Hier liegt der „Marktplatz“. Er dient als zentraler Treffpunkt für Eltern, Kinder und die pädagogischen Fachkräfte.

» Hier stehen ja besonders hohe und große, mächtige Häuser. Wenn man die mal nicht sehen will, muss man die Häuser ausblenden, die Kappe richtig ins Gesicht ziehen und sich ein bisschen schützen. «
Nils Krause

Der Entwurfsgedanke lautet: „Alles unter einem Hut“ – eine schützende Kappe, unter der sämtliche Räume Platz finden. Durch große Dachüberstände entstehen trockene Bereiche in den Außenspielzonen, die auch bei Schlechtwetter genutzt werden können. Auf Grund der partiellen 10- bis 30-geschossigen Bebauung in der unmittelbaren Nachbarschaft wird mit dem neuen Emma-Schwab-Haus ein eindeutiges bauliches Zeichen mit hohem Wiedererkennungswert und Orientierungsfunktion im Quartier geschaffen. Ein Gebäude entsteht, das alle Möglichkeiten anbietet für eine positive Identifikation der Kinder mit ihrem Kinderhaus, in dem sie einen Großteil des Tages verbringen.

Elemente

Standort

Kindertagesstätte Emma-Schwab-Haus, Stuttgart

Bildung und Erziehung
  • Rilkeweg 17
  • 70437 Stuttgart
  • Deutschland

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